Jürgen Vogels Kindheit: Ein Leben zwischen Gewalt und Überlebenswillen
Jürgen Vogel (56) gewährte im Podcast „Alles anders“ seltene Einblicke in seine traumatische Kindheit. Aufgewachsen im Hamburger Rotlichtmilieu, verbrachte er einen Großteil seiner frühen Jahre auf der Reeperbahn. Dort begleitete er seine Eltern, oft mitten in hitzige Auseinandersetzungen verwickelt. „Es war immer Stress. Alkohol hat immer ‘ne Rolle gespielt. Jedes Fest war verkackt. Jedes Weihnachten war ein Albtraum“, erzählte er offen. Vor allem sein Vater sorgte mit körperlicher Gewalt für Angst und Unsicherheit in der Familie. „Meine Kindheit war traumatisierend“, erinnerte sich der Schauspieler.
Erst Jahre später wurde Jürgen bewusst, wie tief diese Erlebnisse ihn geprägt hatten. Mit 13 zog er zu einer Sozialarbeiterin, die ihm erstmals Stabilität bot. Dort lebte er zwei Jahre und konnte seinen Hauptschulabschluss machen. Doch ein geregeltes Leben war für ihn weiterhin nicht selbstverständlich. Nach dieser Zeit verschlug es ihn nach München und schließlich nach Berlin. Um über die Runden zu kommen, übernahm er diverse Gelegenheitsjobs. Seine Karriere als Schauspieler begann aus einer Art Flucht heraus – eine Möglichkeit, sich von seiner Vergangenheit zu lösen. Doch was als Ausweg startete, wurde zu seiner wahren Berufung.
Mit seiner Mutter, von der er sich lange entfremdet hatte, versöhnte er sich schließlich. Sie habe sich vor ihrem Tod eine „neue Realität“ erschaffen, erklärte er. Sein Vater hingegen blieb für ihn ein unversöhnliches Kapitel. Der Schmerz, den er durch die Gewalt in seiner Kindheit erlitten hatte, ließ sich nicht einfach vergessen. Die Wunden dieser Zeit sind geblieben, auch wenn er gelernt hat, mit ihnen zu leben.
Heute setzt Jürgen Vogel bewusst auf körperliche Betätigung, um sich mental und physisch in Balance zu halten. Kampfsport gehört zu seiner täglichen Routine und gibt ihm ein Gefühl von Kontrolle über seinen Körper. Dabei verriet er, dass er früher gerne Tänzer geworden wäre. „Die Musik und das Tanzen haben mich fasziniert“, gestand er mit einem Lächeln. Doch seine körperlichen Voraussetzungen standen diesem Traum im Weg: „Aber ich hatte halt O-Beine, das funktioniert dann nicht so ganz in Strumpfhosen.“
Trotz der schwierigen Kindheit und der Narben, die sie hinterlassen hat, hat Jürgen Vogel seinen eigenen Weg gefunden. Seine Geschichte zeigt, dass selbst tief verwurzelte Traumata überwunden werden können – mit der richtigen Unterstützung, Willenskraft und einem festen Glauben an sich selbst.